Fertigkeiten und Kompetenzen des Übersetzers und Dolmetschers

Wandelndes Wörterbuch oder versierter Profiler?

Wer als Übersetzer bereits mit beiden Beinen fest im Berufsleben steht, wird diese Frage sicherlich schon lange nicht mehr gehört haben, zu souverän geht man als professioneller Dienstleister mit diesem Vorurteil um. Wer sich allerdings gerade in der Ausbildung befindet, hört es dafür um so häufiger:

„Du studierst doch was mit Sprachen, übersetz‘ mir das [10 Seiten Fachtext Rechtssprache] mal eben, bitte!“

Auf das gleichgültige Achselzucken und den Hinweis, ein (angehender) professioneller Übersetzer würde ohne weitere Hintergrundinfos, Paralleltexte und Terminologiedatenbanken niemals blindlings eine „mal eben“-Übersetzung abliefern, erhält man nur die desillusionierte Antwort: „Na, aber das kann ich doch auch von Google bekommen…“

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Übersetzer und Dolmetscher sind keine wandelnden Wörterbücher – so viel vorweg. Möglicherweise schnitten sie in den Vokabeltests in der Schule besser ab als ihre Mitschüler. Aber alle 300.000 Wörter, die so ein Großwörterbuch umfasst, haben die wenigsten auf Anhieb parat. Außerdem wandelt sich Sprache, wird neu erfunden – gerade in der Wirtschaft, wo jeder Betrieb eigene Terminologiedatenbanken hegt und pflegt. Hierzu muss schließlich auch noch meist eine zweite, dritte, vierte […] Arbeitssprache addiert werden.

Welche Fertigkeiten Voraussetzung sind…

Die Kompetenzen, die ein Übersetzer und Dolmetscher primär mitbringen muss, ist neben der Freude am Sprachenlernen das Feingefühl für die Wirkung der gewählten Wörter. Ein beliebtes Beispiel in der Ausbildung ist das unterschiedliche Bild, das jeder mit Hund oder Köter verbindet. Niemand würde einen reinrassigen, mehrfach prämierten Pudel wohlwollend Köter nennen. Und genau diese Abwägung zugunsten der angebrachtesten Lösung macht die Kernkompetenz des Übersetzers und Dolmetschers aus. Er versteht die Wirkungskraft seiner Wörter nicht nur in seiner Muttersprache, sondern auch den Rattenschwanz an Konnotationen, die ein Begriff in der Fremdsprache impliziert.

Die Bitte, „mal eben zu übersetzen“ kann daher nur fehllaufen. Routine und CAT-Tools sorgen sicherlich dafür, dass eine Übersetzung oder Verdolmetschung weniger anstrengend und zeitaufwändig ist, ein angemessener Zeitraum zur Vorbereitung auf den Auftrag ist dennoch immer notwendig. Dolmetscher holen sich beispielsweise vorab möglichst viele Informationen zu den Reden, Rednern, Themen und zur Rahmensituation ein, um möglichst alle unbekannten Begriffe identifizieren zu können. Übersetzer stellen Rückfragen an ihre Auftraggeber, um die Terminologie an die Wünsche ihrer Kunden anpassen zu können. Schließlich möchten Autokonzerne doch auch, dass ihre Neuheiten die von ihnen patentierte Bezeichnung tragen und nicht plötzlich nach einem Konkurrenten klingen.

Wer sich also, vom Berufswunsch des Übersetzers und Dolmetschers getrieben, ein Wörterbuch kauft und endlos Vokabellisten paukt, sollte folgende Kompetenzen niemals außer Acht lassen:

  • Feingespür für die Konnotation und das Register der Wörter
  • Sicherheit in Grammatik und Orthographie der Mutter- &Fremdsprache
  • kulturelles Verständnis (Beispiel Mentalität: Kaffee- oder Teenation)
  • Interesse am Zeitgeschehen: Tages- und Wochenzeitungen, Fernsehsendungen, Newsfeeds (europaweit, bsp. Euronews)
  • Sensibilität dem Sprachraum gegenüber (Beispiel Französisch: Schweiz, Frankreich, Afrika, Südamerika)

 

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Felix Hoberg

Felix ist Übersetzer mit den Arbeitssprachen Französisch und Spanisch und bloggt aus Leipzig über relevante Inhalte für Übersetzer und Dolmetscher bei Übersetzer.jetzt