Durch die Ausgangssperren und Kontaktverbote in Zeiten von Corona ist auch das Dolmetschen betroffen: Internationale Veranstaltungen wurden abgesagt, Kongresse finden digital statt, Konferenzen werden ebenfalls über das Netz erledigt. Die sonst so kundennahen Konsekutiv- und Simultandolmetscher sitzen daheim.
Deshalb gewinnt derzeit die Technik des Ferndolmetschens (remote interpreting) an Bedeutung. Immer mehr Ferndolmetscher bieten ihre Sprachkünste über Videochat und Telefon an.
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1 Der Telefondolmetscher im Einsatz: Ein Beispiel
Im Alltag sind Telefondolmetscher deshalb so wichtig, weil ihr Fehlen zu großen Problemen führen kann. Benötigt ein Patient in einem ausländischen Krankenhaus beispielsweise muttersprachliche Betreuung und es gibt keinen Dolmetscher auf Abruf, so könnte über ein Smartphone, ein Tablet oder einen PC ein Telefondolmetscher hinzugezogen werden. Dank eingebauter Kamera kann hieraus sogar eine Videodolmetsch-Serviceleistung werden.
Die derzeitige Situation macht das Telefondolmetschen sogar noch plastischer: Gerade in Zeiten von Social Distancing werden mobile, „kontaktlose“ Dolmetschleistungen benötigt.
2 Preise des Telefondolmetschens
Telefondolmetscher sind professionell ausgebildete Sprachmittler. Je nach Einsatzgebiet ist womöglich sogar ein ermächtigter oder beeidigter Dolmetscher nötig. Dadurch können sich dann gesetzliche Preiskalkulationen auf der Grundlage des Justizvergütungsgesetzes ergeben.
Im Normalfall rechnen Fern-Dolmetscher ihre Leistungen im Halbstunden- oder Stundentakt ab, da eine Telefonkonferenz häufig im Rahmen von 30-60 Minuten stattfindet. Je nach Themengebiet, Dringlichkeit und Anforderungen wird der jeweilige Dolmetscher ein entsprechendes Angebot vorbereiten.
3 Ferndolmetscher ist nicht gleich Ferndolmetscher
Der internationale Verband der Konferenzdolmetscher (AIIC) bezeichnet das Telefondolmetschen als Telekonferenzdolmetschen und unterscheidet zwischen videoconference interpreting, audioconference interpreting, video remote interpreting und audio remote interpreting. Hinter diesen vier Begriffen verstecken sich verschiedene Leistungen und Settings. Diese unterscheiden sich vor allem im genutzten Kanal der Verdolmetschung und der (nicht-vorhandenen) räumlichen Präsenz des Dolmetschers.
4 Qualität beim Ferndolmetschen
Wie auch für Übersetzer und für andere Dolmetscher gibt es Normen, an denen Telefondolmetscher die Qualität ihrer Arbeit ausrichten können. So gibt es die ISO 20108, die die Übertragung beim Fern-Dolmetschen normiert sowie die ISO 20109, die Standards für die mobile und fest verbaute Dolmetschtechnik festlegt.
Weiterhin sind die ISO 2603 und 4043 Parameter für den Einsatz mobiler und fest verbauter Dolmetschkabinen festgehalten.
Auch die generelle Übersetzungsnorm für Dienstleister ISO 17100 findet beim Telefondolmetschen Anklang. Bei der Beauftragung eines Telefondolmetschers sollte daher auf die Einhaltung dieser Vorgaben geachtet werden.
Diese Gütekriterien sind bei der Beauftragung eines Ferndolmetschers wichtig, da „fern“ in diesem Fall mit dem Video-Assistant-Referee im Fußball vergleichbar ist: Der Dolmetscher wird hinzugeschaltet, ist jedoch räumlich vom eigentlichen Geschehen getrennt.
5 Die Digitalisierung des Telefondolmetschers
Der Einsatz von Telefondolmetschern erfreut sich einer steigenden Nachfrage. Die notwendige Konferenztechnik wird einerseits immer dezenter und zugleich leistungsstärker. Für den Einsatz bei größeren Events sind keine kilometerlangen Kabelstränge mehr nötig, um das Publikum und den Redner und den Dolmetscher miteinander zu verbinden. Außerdem ist in den meisten Fällen schnelles und stabiles Internet geboten, das eine hochauflösende Videoübertragung sicherstellt.
Auch für den informellen Einsatz im Rahmen des Community Interpreting hat die Technik Fortschritte gemacht. Auch wenn die Nutzung eines Tablets oder Smartphones bei Weitem nicht optimal ist, können damit zumindest grundlegende Sprachbarrieren überbrückt und der Dolmetscher zugeschaltet werden.
Das alles versteht sich zugleich als Abwägung, da ein Dolmetscher vor Ort noch immer umgänglicher ist und sich individuell auf die Wünsche des Veranstalters einlassen kann als eine Person, die an einem entfernten Ort auf der Welt sitzt.
Auch von Interesse:
• Zusammenfassung des AIIC zu ISO 2603 & 4043 (Link)
• Positionspapier des AIIC zum Fern-Dolmetschen (Link)
• Knapper Abriss zur Verwendung der Normen (Link)