Die ISO 17100 Übersetzungsnorm

Normen und Gütesiegel in der Übersetzungsbranche

Die Norm ISO 17100 ist eine internationale Qualitätsnorm für Übersetzungsdienstleiter, die die europäische Norm EN 15038 ersetzt. ISO 17100 definiert Anforderungen in Bezug auf die wesentlichen Prozesse, Ressourcen und alle weiteren Elemente, um eine qualitativ hochwertige Übersetzungsdienstleistung zu erstellen, die definierten Kriterien genügt. Das sind insbesondere Qualifikationen und Kompetenzen der Mitarbeiter, die für die Übersetzungsprozesse bie dem zertifizierten Dienstleister verantwortlich sind.Alle Übersetzungsnormen enthalten im Wesentlichen Anforderungen aus zwei Bereichen: Qualitätssicherung und Risikomanagement.

Den passenden Übersetzer hier finden.

Zertifizierte Fachübersetzer übersetzen Ihren Auftrag.
Hier einfach anfragen.

Ursprünglich stammen sie aus dem Gebiet der Unternehmensführung und Finanzwelt und sind auf die Prozesse ausgerichtet, bei denen Fehler innerhalb eines Unternehmens zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden bis hin zum Imageverlust führen können. Da Übersetzungen ebenso Dienstleistungen sind, die von Unternehmen und Freiberuflern erbracht werden, gibt es auch auf diesem Gebiet Möglichkeiten zur Zertifizierung, die die Qualität der Sprachdienstleistung sicherstellen. Es wäre fatal, die Bauteile einer Maschine falsch zu übersetzen oder einen Werbeslogan so zu lokalisieren, dass er als Beleidigung, nicht als Marketingaufhänger aufgenommen wird. Der wirtschaftliche Schaden wäre unermesslich.

Daher sind in diesem Zusammenhang die beiden Übersetzungsnormen ISO 17100 (Übersetzungsdienstleistungen und Qualitätsmanagement in Übersetzungsunternehmen, Nachfolgenorm der DIN EN 15038) und DIN ISO 9001 (Qualitätsmanagementnorm für Unternehmen, eher allgemein) von großer Bedeutung.

Weshalb ist die Zertifizierung der Übersetzung nach ISO 17100 sinnvoll?

Die regelmäßige Überprüfung der Qualität des Angebots gehört mittlerweile zu einem Muss in jeder Branche. Es erzeugt Vertrauen zwischen dem Kunden und dem Unternehmen. Dies gilt in der Übersetzungsbranche noch einmal mehr, gibt es doch wenige Sachverständige und Kunden, die die erhaltene Dienstleistung auf ihre Qualität hin bewerten können. Natürlich könnte ein Übersetzer auch selbst die Qualität seiner Übersetzungen erklären oder sich ausschließlich auf Kundenrezensionen berufen. In Zeiten, in denen besonders bei Amazon und Ebay jedoch von gefälschten Rückmeldungen die Rede ist, fehlt bei dieser Methode jedoch das totale Vertrauen in die Eigenerklärung.
Auch für die Übersetzungsunternehmen, die sich zertifizieren lassen, können die Normen und Richtlinien einen Mehrwert darstellen. So verlangen die Richtlinien der ISO 17100 eine prozessuale Unternehmensstruktur, innerhalb der die Mitarbeiter – vom Übersetzer über den Terminologen bis hin zum Projektmanager – ihre jeweiligen Kompetenzen kennen und eine entsprechende Qualifikation besitzen. Außerdem bedarf es einer Evaluierungsinstanz für Kundenrückmeldungen, die dem Qualitätsmanagement zuarbeitet sowie einer Verschwiegenheitserklärung über vertrauliche Kundeninformationen.

Welche Ansprüche sind weiterhin an zertifizierte Übersetzer gestellt?

Wer sich nach den beiden Normen zertifizieren lassen möchte, muss in regelmäßigen Abständen Qualitätskontrollen über sein Unternehmen ergehen lassen. DIN-Normen gelten meist nicht länger als fünf Jahre, oftmals sogar höchstens zwei Jahre.

Doch auch konkret auf den Übersetzungsprozess sind in der ISO 17100 einige Anforderungen aufgeführt. So gelten hohe Standards an die Sprache, den Stil und die Konsistenz der Terminologie; die Arbeit mit CAT-Tools und professioneller Software für die unternehmensinternen Prozesse wird vorausgesetzt.

Die beteiligten Übersetzer, Terminologen, Projektmanager usw. müssen ausreichend qualifiziert sein, sei es über Berufserfahrung, Hochschulabschluss oder Ausbildung. Außerdem müssen kontinuierliche Schulungen und Weiterbildungen nachgewiesen werden können.

Wer nimmt die Zertifizierung nach ISO 17100 ab?

In Deutschland übernehmen die Zertifizierung größtenteils der TÜV und weitere qualitätssichernde Vereinigungen wie etwa die DEKRA. Zur Überprüfung werden Gespräche, Tests und Berichte notwendig.

Abschließend sei noch auf ein Problem für kleinere Unternehmen und Privatpersonen verwiesen: Der Prozess zur zertifizierten Übersetzung ist kostenintensiv, auch ohne die Folgekosten für die Ausrichtung des Betriebs auf die Norm fallen bereits etliche Gebühren an. Daher wird eine Zertifizierung meist nur für größere Dienstleister attraktiv und erschwinglich.


Auch von Interesse:

Felix Hoberg

Felix ist Übersetzer mit den Arbeitssprachen Französisch und Spanisch und bloggt aus Leipzig über relevante Inhalte für Übersetzer und Dolmetscher bei Übersetzer.jetzt