Ein Erfordernis der Globalisierung ist unter anderem die Anpassung modernster Software an die jeweilige Zielregion. Oftmals geschieht dies für den Benutzer völlig unbemerkt: Sei es die Version des Betriebssystems, das wir auf Deutsch kaufen und starten können, die Smartphone-App, durch die wir uns daher nicht mit den bescheidenen Fremdsprachenkenntnissen aus der Schule hangeln müssen oder aber auch die Software, die sich in unseren Alltagsgegenständen wie Kühlschrank und TV verbirgt. Einen Sonderfall bildet die Videospielebranche, die in Bezug auf die Lokalisierung von Software eine weitaus längere Tradition besitzt als zuvor genannte Beispiele.
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Lokalisierung: Der Übersetzer als Informatiker
Mit einer wohldosierten Prise Pathos könnte der Übersetzer in der Softwarelokalisierung als stiller Held unseres digitalen Miteinanders bezeichnet werden. Seine Aufgabe besteht in der Aufbereitung, Übersetzung und Anpassung von Softwareinhalten für die jeweilige Zielregion. Dass diese Aufgabe weit über den schlichten Übersetzungsvorgang hinausgeht, dürfte jedem einleuchten, sobald er sich Gedanken über die unterschiedlichsten Eigenschaften der verschiedenen Sprache macht: Das Deutsche hat eine nominale Struktur mit vielen Komposita – daraus ergeben sich automatisch lange Wörter und komplexere Satzstrukturen. Diese müssen so in eine lokalisierte Softwareversion eingearbeitet werden, dass beispielsweise Anwendungsfenster nicht über den anzeigbaren Bildschirmbereich hinausragen oder komplett die Formatierung verlieren. Umgekehrt darf ein Softwarelokalisierer für das Deutsche gängige Sprachkonventionen nicht außer Acht lassen und schlichtweg Stichpunkte als Übersetzung wählen.
Übersetzer bzw. Softwarelokalisierer für Programmversionen im romanischen Sprachraum haben dahingegen öfters mit Verbalkonstruktionen zu kämpfen. Das, was im Deutschen über Komposita und einer Reihe an Substantiven ausgedrückt wird, funktioniert im Spanischen beispielsweise eher mit einer Vielzahl an Verben. Auch hier muss bei der Lokalisierung von Software eine Strategie erarbeitet werden, diese muttersprachlichen, sprich: idiomatischen, Feinheiten benutzerfreundlich einzupflegen.
Der Übersetzer für Videospiele
Die Lokalisierung von Videospielen ist eine Besonderheit mit vergleichsweiser langer Tradition. Während bei gewöhnlicher Software wie Betriebssystemen die Terminologie weitestgehend dokumentiert ist und der Softwarelokalisierer sich vor allem Gedanken um die graphische Umsetzung machen muss, besteht die Herausforderung des Übersetzers für Videospiele besonders darin, immer neue Dialoge, Handlungen und vor allem ganze Spielwelten mit Eigennamen an die Zielregion anzupassen. Hier fließen quasi die technischen Anforderungen eines Fachübersetzers mit den kreativen Aspekten des Literaturübersetzers zusammen, da viele Videospiele (besonders mit zunehmender Leistungsstärke der Rechner) komplexe Geschichten mitbringen. Eine weitere Herausforderung ist der Umgang mit dem Erfolgsdruck, unter dem der Publisher des Spieles steht: Neuerscheinungen haben teilweise größere Budgets als so mancher Hollywood-Film und werden dementsprechend international beworben. Gerade auf diesen Spielen ruht der internationale Fokus der Kritiker – eine mangelhafte Lokalisierung und Übersetzung könnte das Aus für das Projekt bedeuten.
Ausbildungsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Softwarelokalisierung
In Deutschland sind die Standorte, an denen man den Beruf des Softwarelokalisierers erlernen kann, zahlenmäßig noch überschaubar. Bislang bietet einzig Hochschule Anhalt sowohl einen Bachelor- als auch einen Masterstudiengang an. Die Universität des Saarlandes hatte vormals auch Studiengänge zum Übersetzen und zur Softwarelokalisierung im Angebot, derzeit wird jedoch der komplette Arbeitsbereich abgebaut. Ein Link zu einer Liste von Universitäten in ganz Europa, die Übersetzen als Studiengang anbieten, findet sich jedoch immer noch.
Bestandteil des Studiums ist, neben einem besonderen Schwerpunkt auf der internationalen Lingua Franca Englisch, der Umgang mit Lokalisierungs-Übersetzungstools und natürlich fundierte Kenntnisse in Informatik und Softwareprogrammierung.
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